Über 200 Knochen stecken in einem erwachsenen menschlichen Körper – nicht zu reden von einer noch viel größeren Anzahl an Muskeln, von denen sie umgeben sind. Einige davon haben wir bei unserem zweiten Online-Yoga-Wochenende kennengelernt. Schulter – Arm – Elle – Hand, genau darum ging es im Vortrag von Dr. Markus Heinrich, der am Krankenhaus in Donauwörth als Leitender Oberarzt in der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulentherapie arbeitet.
Ein schier endloses Thema, wie seine 107-Seiten umfassende Präsentation zeigte. Und das sag nicht ich, das hat er während seines Vortrags immer wieder selbst ironisch betont. Man solle seinen Redefluss ruhig stoppen, wenn es zu viel werde, ansonsten quatsche er noch stundenlang. Sehr sympathisch.
Meine Bücher über Yoga-Anatomie
Ich muss zugeben, dass ich mir die Präsentation noch mal in Ruhe und ganz genau anschauen muss, immerhin konnte ich mir aber die wichtigsten Muskeln merken (z. B. Deltamuskel, Großer und Kleiner Brustmuskel, Untergrätenmuskel (M. infraspinatus), Obergrätenmuskel (M. supraspinatus), wobei es natürlich noch viel mehr Muskeln gibt, die für die Beweglichkeit des Schultergelenks wichtig sind).
Hilfreich beim Lernen ist für mich aber auch die AnatomyLerning-App, die Dr. Heinrich auch für die Abbildungen in seinem Vortrag verwendet hat. Die 3-D-Ansichten sind wirklich toll und helfen dabei, sich die wichtigsten Muskeln einzuprägen. Aber natürlich schadet ein oder mehrere Blicke in ein gedrucktes Anatomiebuch genauso wenig. Von denen besitze ich mittlerweile mehrere, wie das Bild oben zeigt.
Yoga sanft mit Lisa
Für uns Yogis spielen die Anatomiekenntnisse eine Rolle, wenn wir Asanas erarbeiten und anderen erklären wollen. Erst wenn ich selbst verstehe, welche Muskeln in welcher Haltung gebeugt oder gedehnt – oder auch beides, das gibt es natürlich auch – sind, kann ich ganz bewusst in eine Haltung gehen und Muskeln aktivieren. Gerade die Muskeln im Schulterbereich sind bei uns Büromenschen schnell verspannt durch das stundenlange Sitzen. Wenn ich aber nun gezielt Muskelketten mobilisiere, dann kann ich diese Verspannungen lösen, so hat es uns in einer wunderbar sanften Praxis am Sonntagvormittag Yogalehrerin Lisa Zwölfer erklärt, die selbst seit sechs Jahren an der der Yogaschule der vhs Donauwörth unterrichtet.
Yoga sanft, erzählte uns Lisa, das sei genau ihr Steckenpferd. „Da geht es viel darum, in sich hinein zu spüren“, erklärte sie uns. Genau dazu hat sie uns schließlich auch während der Praxisstunde immer wieder aufgefordert. Das war auf der einen Seite eine viel weniger anstrengende Praxis als ich sie normalerweise mache. Und trotzdem hat es sehr gutgetan, ganz sanft zu spüren, wie meine verspannten Schultern langsam weicher wurden.
Lisa hat uns u. a. eine Mobilisationsübung namens „Teetasse“ gezeigt, in der man eine – imaginäre – Teetasse auf seiner geöffneten Handfläche in einer 8 um den Körper balancieren lässt, sodass die Handfläche immer nach oben zeigt. Die kann man auch einfach mal zwischendrin machen, dafür muss man nicht eine ganze Yogastunde absolvieren. Und es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, den Schultergürtel zu mobilisieren. Schultern nach hinten kreisen zum Beispiel oder die Kombination aus Katze/Kuh tun auch sehr gut.