Pranayama – ein Glied des achtgliedrigen Pfades – beschäftigt natürlich auch uns angehende Yogalehrer. Gerade für die tägliche Praxis ist es eigentlich unerlässlich. Im Alltag sind wir oft Stresssituationen ausgesetzt, dabei vergessen wir ganz gerne mal das tiefe Atmen.
Wobei uns genau dieser tiefe Atem helfen würde, um unser Stresslevel zu senken. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Pranayama da wunderbar hilft. Mit Andrea haben wir an unserem zweiten Yogawochenende die sogenannte Vierraumatmung geübt. Dabei lenkt man den Atem ganz bewusst in die vier Atemräume Oberbauch, Flanken, Rücken und Brust, indem man die verschiedenen Muskeln bewusst aktiviert. Die Ausatmung erfolgt in der gleichen Reihenfolge. Dieses bewusste Atmen schenkt neue Energie, mit der Ausatmung lassen wir alten Ballast los. Und es ist zugleich Voraussetzung für die Yogapraxis, in der uns der Atem durch die Asanas trägt.
Während des Pranyamas hält man die Augen ganz bewusst geschlossen, um ganz bei sich selbst anzukommen. Vorher richtet man sich in einem bequemen, aufrechten Sitz ein, in dem man gut einige Augenblicke verweilen kann. Wem es direkt auf der Matte zu unbequem ist, der kann einfach ein Meditationskissen nehmen und sich darauf setzen. Dieses bewusste Atmen kann ein paar Minuten dauern, wir können uns aber auch Zeit nehmen und länger darin verweilen. Zum Schluss lässt man den Atem verebben, man lässt ihn einfach geschehen, ohne ihn bewusst zu lenken. Genannt wird das Kevala Kumbhaka – das Verebben des Atems.
Für morgens hat uns Andrea noch eine andere Technik ans Herz gelegt, genau genommen vor dem eigentlichen Pranayama. Quasi zum Wachwerden, Nauli wird sie genannt. Es ist ein yogische Reinigungstechnik.
Nauli – Wachmacher am Morgen
Dafür stellen wir uns auf die Matte und beginnen erst einmal uns abzuklopfen. So werden wir unseren „alten Staub“ los, der sich sinnbildlich im Körper angesammelt hat. Dann tief einatmen, die Lungen füllen, anschließend durch gespitzte Lippen oder gegen den Widerstand des Zeigefingers ausatmen und dabei in die Knie gehen. Die Hände darauf abstützen. Wenn wir vollständig ausgeatmet haben, halten wir die Atemleere und saugen ganz bewusst den Bauchnabel nach innen Richtung Wirbelsäule. Nun wandern die geraden Bauchmuskeln von links nach rechts, was die dahinterliegenden inneren Organe massieren soll (wenn das anfangs nicht gleich gelingt, ist das nicht weiter schlimm, Nauli erfordert etwas Übung). Beim Einatmen kommen wir wieder hoch und beginnen erneut mit dem Abklopfen. Das Ganze wiederholen wir drei Runden. Ich kann nur sagen: ein echter Wachmacher.