Samkhya und sein Einfluss auf das Yogasutra des Patanjali

Die Samkhya-Philosophie ist eine Ontologie der Welt, die 25 Grundprinzipien kennt, die sogenannten tattvas. Sie sind in der Samkhya-Karika formuliert. Die Samkhya-Philosophie reicht etwa von 500 v. Chr. Bis zum 200 n. Chr. Es ist ein philosophisches System, das grundlegende Fragen stellt; es ist eine bestimmte Art, die Welt zu sehen. Samkhya ist ein rationalistisches, dualistisches und atheistisches System, in dem es um die Erlösung des Geistes geht.

Das Yogasutra baut auf der Weltsicht des Samkhya auf. Die Philosophie hat auch die traditionelle indische Medizin, das Aryuveda, stark beeinflusst. Die Gunas (Rajas, Tamas, und Sattva) etwa tauchen darin auf, heißen hier aber Vata, Pitta und Kapha.

Ziel des Samkhya ist es, Purusha (= der Wesenskern) von Prakriti (= die Urmaterie) zu unterscheiden. Dabei geht es auch um die Dualität zwischen männlich (Purusha) und weiblich (Prakriti). Im Vedanta ist das anders, da ist das Ziel die Vereinigung von Brahman und Athman. Diese Vorstellung prägt auch den modernen Yoga, in dem oft die Einheit von Atman und Brahman postuliert wird.

Ziel des Samkhya ist es, Karma aufzulösen, also alle Spuren aus früheren Leben. Nur so endet der Kreislauf der Wiedergeburt. Purusha denkt, er sei Prakriti. Diese Anhaftung an die Materie verursacht Leid, wobei Purusha selbst frei ist von Leid. Wenn Purusha erkennt, dass er nicht Prakriti ist, sondern von ihr völlig unabhängig, dann endet das Leiden. So gibt es nicht nur einen Purusha, sondern viele.

Die 25 tattvas des Samkhya

  • Buddhi ist der klarste Teil des menschlichen Geistes, sattvischer Zustand. Ahamkara ist das Ego,
  • Manas ist der Geist.
  • Mit Tanmatra sind die feinstofflichen Elemente Klang, Berührung, Gestalt, Geschmack und Geruch gemeint.
  • Unter dem Begriff Mahabhuta werden die grobstofflichen Elemente Äther, Feuer, Wasser , Luft und Erde zusammengefasst.
  • Die Sinnesorgane beziehungsweise Erkenntnisorgane heißen im Samkhya Jnanendriya (Hören/Hörsinn, Fühlen/Tastsinn/Haut, Schmecken/Geschmackssinn/Mund, Riechen/Geruchssinn/Nase und Sehen/Sehsinn/Augen),
  • während mit Karmendriya die Handlungsorgane (Sprechen/Sprachvermögen, Handlungsvermögen/Füße/Hände, Ausscheidungsorgane, Zeugungsorgane) gemeint sind.

Sehr gut beschrieben werden die tattvas etwa in Ysé Tardan-Masqueliers „Yoga. L’encyclopédie“, dieses Yoga-Lexikon ist allerdings leider (noch) nicht auf Deutsch erschienen.

Das Yogasutra des Patanjali baut auf der Sankhya-Philosophie auf. Der erste Kommentar zum Yogasutra von Vyasa wird von der Forschung als Autokommentar gedeutet, das heißt, Patanjali hat seine Aphorismen nicht nur aufgeschrieben, sondern gleich selbst gedeutet.

Eine wichtige Übersetzung ins Englische stammt von Swami Vivekananda aus dem Jahr 1896 mit dem Titel „Raja Yoga and other lectueres“. Gedacht war das Buch für ein weltweites Publikum. Ohne ihn würden wir im Westen das Yogasutra nicht kennen.

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