Mantras – Wenn der Klang den Körper durchdringt

Mantras singen, wer noch nicht viel Erfahrung im Yoga hat, für den klingt das im ersten Moment oft erstmal komisch, wenn nicht gar fremd oder zumindest ein bisschen geheimnisvoll. Dabei kann das unglaublich schön und erfüllend und auch sehr kraftvoll sein, wie wir während unseres fünften Ausbildungswochenendes erleben durften. Denn da ging es genau darum: um Mantras.

Wenn der Klang den Körper durchdringt, ist es kein Zufall, wenn ich diesen Blogeintrag mit dieser Überschrift versehe. Genau so habe ich das Mantra-Chanten erlebt. Kein Wunder, dass uns Andrea dann auch erklärt hat, dass der Klang eines Mantras bis in die Zellen wirkt, das hat mit seinen spezifischen Schwingungen zu tun. Und dieser Klang berührt auch unseren innersten Wesenskern. Durch ständiges Wiederholen entfaltet ein Mantra seine Wirkung.

Die Bedeutung eines Mantras lässt sich oft nicht eins zu eins übersetzen, viel mehr können wir sie erspüren, ohne die Worte genau zu verstehen. Hört sich schön an, oder? Das ist es auch. Das erste Mantra, das ich ganz bewusst wahrgenommen habe, war das Abschlussmantra aus dem Ashtanga Yoga. Als ich noch im Anfängerkurs war, hörte ich es immer die Fortgeschrittenen singen, als ich draußen vor der Tür auf den Beginn der Anfängerklasse gewartet habe. Faszinierend war das für mich, es hat sich so kraftvoll und trotzdem so friedlich angehört.

Als ich dann in den Fortgeschrittenen-Kurs gewechselt bin, habe ich natürlich meine Lehrerin nach den beiden Mantras gefragt (denn da habe ich natürlich auch das Eingangsmantra kennengelernt), prompt zog sie einen kleinen gelben Zettel mit den Texten aus der Schublade, der mich fortan in meiner Handtasche begleiten sollte. Mittlerweile ist er natürlich etwas abgegriffen und das Papier ist an der einen oder anderen Stelle etwas dünn geworden.

Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich ihn aus der Tasche genommen, gelesen und für mich den Text gesungen habe. Aber es hat gewirkt, mittlerweile singe ich beide auch vor bzw. nach meiner Praxis daheim wahnsinnig gerne. Wobei mir vor allem das Abschlussmantra sehr gefällt, erst recht, nachdem ich mich noch etwas mehr mit seiner Bedeutung beschäftigt habe:

Mangala-Mantra – der Wunsch nach Frieden

Om

Svasti prajabhyah paripalayantam

nayena margena mahim mahisah

go brahmanebhyah subhamastu nityam

lokah samastah sukhino bhavantu

om

shanti shanti shanti

traditionelles Friedensmantra

Auf Ronald Steiners Seite findet man folgende Übersetzung:

Mögen die Herrscher auf Erden auf rechte Weise und richtigem Weg diese Welt sicher schützen, damit es den Menschen wohl ergehe. Möge Gutes für das Heilige und die Gelehrten bestehen.
Mögen die Welten ewig [bestand haben] und [ihr] Wohlergehen vollkommen sein.“

(ashtangayoga.info)

In einem meiner Yogabücher habe ich noch eine andere Übertragung ins Deutsche gefunden, die mir persönlich sogar noch besser gefällt:

Möge die Welt in Wohlstand erstrahlen, Jeder Herrscher Frieden und Gerechtigkeit bringen, Jeder das Göttliche und Weise schützen, Jeder Mensch in Glück und Wohlstand leben.“

(aus Christina Brown: „Yoga. Ausgleich und Harmonie für Körper, Seele und Geist“)

Beim Mangala-Mantra handelt es sich um ein uraltes Mantra aus dem R̥g-Veda. Wenn man es am Ende einer Yogasunde singt, sendet man damit Liebe, Licht und Frieden in die Welt. Es geht um die liebevolle Güte für alle Wesen auf allen Planeten, wie Andrea sagt. Als ich es das erste Mal gehört habe, habe ich ganz unbewusst genau das gespürt, auch wenn ich damals noch gar nicht verstanden habe, was da eigentlich gesungen wird. Und an manchen Tagen begleitet es mich wie ein Ohrwurm durch den Tag, indem ich es im Geist vor mich hin summe. Ich mag einfach den Gedanken an Liebe, Licht und Frieden, den jeder von uns verschenken kann. Und manchmal habe ich auch das Gefühl, dass die Menschen um mich herum das auch spüren.

Aad Guray Nameh

An unserem fünften Yoga-Wochenende durfte ich nun noch weitere Mantras kennenlernen, wobei mir eines besonders im Gedächtnis geblieben ist. Es ist das Mantra „Aad Guray Nameh“:

Aad Guray Nameh

Jugaad Guray Nameh

Sat Guray Nameh

Siri Guroo Dayvay Nameh

Schutzmantra

Es ist ein uraltes Schutzmantra, das gegen Ängste und Unsicherheit hilft, indem es ein schützendes Energiefeld ums uns legt. Wenn wir es singen, werden wir klar im Geist und erlangen innere Stabilität, wie uns Andrea erklärt hat. Das haben viele von uns gespürt, als wir es gemeinsam gechantet haben. Sie fühle sich danach, so formulierte es Petra, als sei sie in Watte gepackt. Was für ein schöner Gedanke. Auch die Übersetzung, die uns Andrea im Skript notiert hat, gefällt mir sehr gut:

Ich verbinde mich mit der Weisheit, die immer war, ist und sein wird, über alle Zeitalter hinweg, die wahre Weisheit, die erhabene großartige Weisheit.“

May the longtime sun

Als ich meiner Schwester von dem schönen Mantra erzählt habe, hat sie mir von einem wunderschönen Kundalini-Mantra erzählt. Es ist ein Mantra in englischer Sprache. Wie kommt es, dass ein englisch-sprachiges Mantra eine Kundalini-Yogastunde beendet? Das Lied stammt ursprünglich von der irischen Folkband „The Incredible String Band“. Der Legende nach hörte es Yogi Bhajan, der Gründer des heute im Westen bekannten Kundalini-Yogas, von seinen Schülern. Und weil es ihm so gut gefiel, nahm er es als Mantra in seinen Unterricht auf. So lautet jedenfalls die am häufigsten verbreitete Version. Ob es sich tatsächlich so zugetragen hat, lässt sich kaum überprüfen. Dennoch ist es ein wunderschönes Mantra und mir gefällt vor allem die Botschaft, die im Text transportiert wird.

May the longtime sun shine upon you, all love sourround you, and the pure light within you may guide your way on.“

Kundalini-Mantra

Klingt wunderschön, oder? Möge das wahre Licht in dir dich auf deinen Weg führen oder dich auf deinem Weg begleiten, so könnte man es vielleicht ins Deutsche übersetzen. Wenn ich es singe, werde ich innerlich ganz ruhig und bei mir setzt eine ganz friedvolle Grundstimmung ein. Ich fühle mich voller Liebe. Diese Liebe kann man natürlich auch anderen Menschen um sich herum senden, wenn man dieses Mantra singt. Natürlich findet man es auch auf Youtube, momentan mag ich vor allem diese Interpretation von Snatam Knaur. In diesem Sinne: „May the longtime sun shine upon you!“

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